Kinderpsychodrama - Alfons Aichinger


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da Kinder eine spezifische Darstellungs- und Verarbeitungsweise haben und deshalb auch eine eigene Methode benötigen, habe ich, zum Teil gemeinsam mit Walter Holl, das Psychodrama für Kinder entwickelt. Die wesentlichen Veränderungen meines Ansatzes, den ich in fast 50 Jahren erprobt und weiterentwickelt habe, sind:

1. Um dem Kind in der Beratung eine Stimme zu geben und der Familie in ihrer Vielschichtigkeit gerechter zu werden, habe ich das Konzept der grundbedürfnisorientierten Teilearbeit erarbeitet. In der Teilearbeit werden mit Tierfiguren Symptome, Bedürfnisse und Probleme von Kindern als innere Anteile dargestellt und über das psychodramatische Symbolspiel mit den Tierfiguren und das psychodramatische Rollenspiel eine Akzeptanz, Versöhnung und Integration der Anteile gefördert. Wie der psychodramatische Teilearbeit-Ansatz in der Beratung mit dem Kind und seinen Eltern eingesetzt und wie dann in der Einzel-, Familien- und Gruppentherapie die Integration der Anteile gefördert werden kann, beschreibe ich in meinen Büchern und Artikeln und vermittle es in Weiterbildungsseminaren.

2. Im Unterschied zu Erwachsenen reinszenieren und bearbeiten Kinder ihre Konfliktsituationen, ohne sich Gefühlen wie Ohnmacht, Angst und Trauer, die mit den Szenen verbunden sind, erneut auszusetzen. Im Symbolspiel, dem Königsweg der Kinder, stellen Kinder ihre innere Wirklichkeit dar, eignen sie sich an und gestalten sie um. Und dies tun sie auf eine Weise, dass sie ihre belastenden Szenen so inszenieren, dass sie noch Lust bei der Bearbeitung ihrer leidvollen Erfahrungen erfahren. Im Unterschied zur Erwachsenentherapie spielen in der Kindertherapie die Therapeut:innen mit, wobei sie sich die Rollen von den Kindern übertragen lassen und aus therapeutischen Überlegungen heraus auch andere Rollen einnehmen. Neben strukturierenden Interventionen aus der Leiter:innenebene werden die Psychodrama-Techniken der Erwachsenentherapie abgewandelt in den Rollen, die, die Therapeut:innenn im Symbolspiel einnehmen, getätigt. Über störungsübergreifende und störungsspezifische Interventionen werden die vier Grundbedürfnisse nach Selbstwirksamkeit, Bindung und Bezogenheit, Selbstwerterhöhung und Lust befriedigt und eine Weiterentwicklung gefördert.

3. Obwohl die Gruppe der Gleichaltrigen für die Entwicklung des Kindes von großer Bedeutung ist, werden die heilenden und prophylaktischen Kräfte der Gruppe in der therapeutischen Arbeit mit Kindern immer noch wenig genutzt. Walter Holl und ich haben daher eine systematische Methode der Gruppentherapie mit Kindern und bindungs-und beziehungsfördernde Symbolspiele mit Schulklassen entwickelt.

4. Für Moreno sind psychische Störungen in erster Linie Beziehungsstörungen und immer im Umweltkontext zu sehen. Deshalb muss die Therapie mit Kindern multi-systemisch und kontextorientiert sein. Bedürfnisse, die in der Familie keinen Platz haben, sollen in der Familienspieltherapie gemeinsam entwickelt und gefördert werden.